Es ist soweit, ein Welpe ist bei Dir eingezogen, eine Brandelbracke, und noch weist kaum etwas auf den großartigen Jäger hin, der in diesem Fellknäul steckt!
Diese Information dient als Anregung zum Einjagen des Brackenwelpen und soll auf die Besonderheiten der Brandlbracke, hinweisen. Trotzdem sollte sich der interessierte Brackenführer mit weiterführender Literatur (siehe Bücherliste) auseinandersetzen. Zusätzlich finden sich detaillierte Ausbildungsvorschläge auch auf www.bracken.at>Service>Ausbildung.
Zu keinem Zeitpunkt ist der Hund so aufnahmefähig für Eindrücke wie im ersten Lebensjahr und wir wollen das nützen. Natürlich soll der Hund auch ein angenehmer und gehorsamer Begleiter werden, seine wichtigste Aufgabe muss aber die Jagd sein!
1.) Der Welpe muss im ersten Lebensjahr lernen was Beute ist!
Gib dem Hund ab der 10. Woche so oft wie möglich die Gelegenheit, frisch erlegtes Wild zu untersuchen, zieh es vor ihm her (Flucht verstärkt den Beutetrieb), erwecke es für den Hund zum Leben (Raufspiele mit Wild oder Wildteilen, etwa an der Reizangel). Falls der Welpe am Anfang sehr vorsichtig ist wird er durch solche Spiele bald die Lust am Jagen entdecken. Sollte das nicht ausreichen etwa bei Schwarzwild oder Raubwild, hilft ein älterer Hund, der dem Welpen vertraut ist und der an diesem Wild passioniert anpackt. Man weiß, dass sogar der Wolf Wild das er in seiner Jugend nicht kennen gelernt hat, erst nach längerer Zeit als potentielle Beute erkennt. Wer will, dass der Hund später sicher abwürgt oder packt, sollte jetzt die richtigen Griffe üben. Sie haben angewölftes Instinktverhalten, müssen aber Gelegenheit haben, sich zu entwickeln!
Natürlich gibt es hochpassionierte Hunde, die vieles ohne Förderung tun aber Spitzenleistungen können sie auch bei besten Anlagen nur bei entsprechender Förderung zeigen.
2.) Bracken arbeiten mit tiefer Nase, also fördern wir das bei jeder Gelegenheit.
Auch die ersten Futterschleppen sollten mindestens eine Stunde Stehzeit haben! Dann erst ist mehr Witterung am Boden als in der Luft. Das ist auch für den Junghund nicht zu schwer – wir machen die Schleppen anfangs kurz, gerade und einfach; aber das Futter – die Beute – ist außer Sicht und die Schleppe wird immer mit dem Wind gelegt! Bald fangen wir mit Haarwildschleppen (wenn wir wirklich nichts auftreiben können, eben eine rohe Decke oder ähnliches) an und wenn der Hund am Stück ist, folgt ein “Fass-das-Wild-Spiel“ und ein Leckerbissen. Sobald sich unsere Bracke leichter tut, werden Stehzeit und Schleppe länger wobei der Hund immer (immer!!!) Erfolgserlebnisse haben sollte. Wenn alles klappt können wir ab dem 5. bis 6. Monat anfangen Fährten zu treten, mit und ohne gespritztem Schweiß.
Gehorsam wird aber nie bei der Jagd geübt. Falls sich hier Mängel zeigen, separat üben – es geht darum, die Jagdpassion zu fördern und nicht unsere Autorität zu beweisen!
3.) Bracken arbeiten eigenständig!
Wir müssen dem Hund ab dem 4. Monat Gelegenheit geben, sich vom Führer zu lösen, denn wenn wir das in dieser Entwicklungsphase nicht erlauben und fördern, kann es sein, dass der Hund das nie mehr lernt! Wir lassen den Hund im Revier los. Sobald er sich von uns entfernt, bleiben wir wie angenagelt auf unserem Platz – nur so lernt unsere Bracke darauf zu vertrauen, dass wir noch da sind, wenn sie zu uns zurück kommt! Weggehen zerstört dieses Vertrauen, weil der Hund dadurch lernt: Geh nicht weit weg, Herrl ist sonst dahin!
Sollten wir einen Welpen haben, der sich nicht weg traut, ist es ein guter Tipp sich hinzusetzen, zu lesen, zu schlafen und den Hund zu ignorieren bis er anfängt die Gegend zu erkunden! Wenn er jetzt schon weiß, wie uns z.B. in die Nähe einer Sasse gesetzt haben, kann es gut sein, dass wir bald die Freude haben den kleinen Kerl läuten zu hören!
4.) Bracken sind frei jagende Hunde!
Wer das nicht will, hat den falschen Hund. Wir aber haben uns schon bei jedem Ansitz notiert, wo die
Hasen morgens zu Holze rücken und im letzten Winter sogar jede Hasensasse in unsere Revierkarte eingetragen. Diese Plätze suchen wir jetzt auf und lassen den Hund frei suchen. Wenn er einen Hasen hebt und jagt – bestens, wenn wir aber den Hasen lostreten, halten wir den Hund, bis der Hase außer Sicht ist fest und setzen ihn dann auf die Fährte (so heißt´s bei uns!). Wenn die junge Bracke dann nach einer Jagd wieder kommt – wir haben uns nicht vom Platz bewegt – liebeln wir sie ab und zeigen ihr nochmals die Sasse. Sie soll sich diesen Geruch und auch die typische Umgebung einprägen.
Sollten wir unsere Bracke bald einen Hasen vorschießen können, wird ihr der Knopf aufgehen und wir werden bald viel Freude beim „Haseln“ haben. Dann kann man den Hasen bei der ersten Wende unbeschossen lassen und erst schießen, wenn ihn der Hund nochmals bringt...aber das ist dann schon die hohe Schule. Aber auch wenn sie uns zukünftig nur als Nachsuchehund dienen oder bei Bewegungsjagden Schalenwild jagen soll, ist die Einarbeitung auf der Hasenspur unersetzlich.
5.) Bracken sind Hunde für alle Nachsuchen!
Wir müssen unserem Hund aber auch verschiedene Nachsuchen anbieten, damit er´s lernt. Jeder Abschuss bietet die Möglichkeit einer kleinen Suche wir ziehen das Stück noch hundert Meter, brechen es auf, warten eine Stunde (wenn es kühl ist natürlich!) und nehmen dann den Welpen an den Riemen. Natürlich ist das nur eine Übung für Junghunde, bevor die Riemenarbeit auf der Übernachtfährte in den Vordergrund tritt. Aber unsere Bracke lernt einen echten Anschuss und echte Krankwitterung kennen, auch wenn das Stück nur mehr wenige Meter gelaufen ist – und wir haben Erfolgsgarantie für unseren Welpen.
Viele Bracken werden für die rasche Nachsuche eingesetzt, um die Verwertbarkeit des Wildbrets zu gewährleisten. Das Wichtige ist zu wissen, wann ich einen Spezialisten holen muss! die Brandlbracke hat allemal das Zeug zum Spezialisten auf der Wundfährte aber nur Übung und Gelegenheit (viele viele Arbeiten) machen den Hund (und seinen Führer) zum Spezialisten.
6.) Bracken sind eher Problemlöser als Befehlsempfänger!
Wir müssen beim Gehorsam behutsam vorgehen: ein Hund der gewöhnt ist beim kleinsten Ruck an der Leine bestraft zu werden, wird am Schweißriemen durch jedes Hängenbleiben aus der Konzentration gerissen. Wenn unsere Bracke abhaut und jagen geht soll sie beim Zurückkommen nie bestraft werden – sie verbindet die Strafe mit dem Zurückkommen und nicht mit dem Jagen und wird das nächste Mal nicht länger wegbleiben! Wir schlucken unseren Zorn hinunter, am Platz geblieben sind wir ja und loben unseren Hund. Und dann üben wir das Ablegen oder das Abpfeiffen etc. unter kontrollierten Verhältnissen. Wir fragen uns auch, ob wir unserer Bracke genug Gelegenheit zum Jagen geben und ob sie genug Bewegung bekommt! Vor allen Übungen gerade auch der Fährtenarbeit sollten wir den Hund ausgiebig bewegen, damit er ruhig und konzentriert arbeiten kann. 10 bis 20 km am Tag sind nicht zu viel für eine durchtrainierte Bracke, die älter als 1 Jahr ist.
Es gäbe noch so viel zu erzählen und zu erklären was den Rahmen dieser Einführung jedoch sprengen würde, aber ich hoffe, diese Anregungen für das 1. Jahr haben euer Interesse geweckt und machen Lust auf all die Jagderlebnisse, die noch auf euch und euren neuen Jagdkameraden warten.
Viel Freude mit Ihrer Bracke – Ihr Züchter